Neuer SNB-Leitzins: Auswirkungen auf den Schweizer Immobilienmarkt
18.12.2024
Autor/-in
Cyrill Lanz
Kategorien
- Markt
Am 12. Dezember 2024 hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Leitzins überraschend um 0,5 Prozentpunkte auf 0,5 Prozent gesenkt. Dieser bedeutende Schritt unter der neuen Führung von Präsident Martin Schlegel hat weitreichende Folgen für den Schweizer Immobilienmarkt, insbesondere in Bezug auf Hypothekarzinsen, Mietpreise und die allgemeine Marktdynamik.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Senkung des Leitzinses führt zu günstigeren Finanzierungskonditionen für Immobilienkäufer.
- Ein tieferer Leitzins könnte den Anstieg des hypothekarischen Referenzzinssatzes bremsen und stabilisierend auf Mietpreise wirken.
- Günstigere Kredite könnten die Nachfrage nach Immobilien erhöhen.
Ein Wendepunkt in der Geldpolitik
Die Entscheidung der SNB, den Leitzins auf 0,5 Prozent zu senken, markiert einen Wendepunkt in der Schweizer Geldpolitik. Nach mehreren Jahren einer restriktiveren Zinspolitik reflektiert dieser Schritt die anhaltenden Bemühungen, die wirtschaftliche Stabilität zu sichern. Unter der neuen Leitung von Martin Schlegel, der die SNB seit 2024 führt, werden mutige geldpolitische Entscheidungen getroffen, um die Inflationsrate im Zielbereich von 0 bis 2 Prozent zu halten. Schlegel betonte, dass die Zinssenkung nicht nur auf makroökonomische Stabilität abzielt, sondern auch darauf, das Wirtschaftswachstum in einem herausfordernden globalen Umfeld zu unterstützen.
Dieser Schritt kommt überraschend, da die Mehrheit der von Reuters befragten Ökonomen nur mit einer Senkung um 0,25 Prozentpunkte rechnete. Die SNB zeigt damit eine deutliche Entschlossenheit, die Inflation weiter zu bekämpfen und die Konjunktur zu stützen.
Expertenmeinungen zur SNB-Entscheidung
Brian Mandt von der Luzerner Kantonalbank beschreibt die Zinssenkung als ein «Weihnachtsgeschenk» für Kreditnehmer. Er hebt hervor, dass die Massnahme vor allem kurzfristige Kredite günstiger macht und sowohl Unternehmen als auch Haushalte stärkt.
Philipp Burckhardt von Lombard Odier sieht in der drastischen Zinssenkung ein Signal der Dringlichkeit. Burckhardt rechnet zudem mit weiteren deflationären Faktoren wie sinkenden Energiepreisen oder einem tieferen Referenzzinssatz, die sich im neuen Jahr auf die Mieten auswirken dürften.
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Auswirkungen auf Hypothekarzinsen
Eine der direktesten Folgen der Leitzinssenkung ist die Reduktion der Hypothekarzinsen. Banken orientieren sich bei der Festlegung ihrer Zinssätze am Leitzins der SNB. Sinkt dieser, werden Kredite für Immobilienfinanzierungen günstiger. Das ist besonders für Erstkäufer attraktiv, die bisher aufgrund hoher Zinsen von einem Immobilienkauf zurückgeschreckt sind. Auch bestehende Hypothekarschuldner mit variablen Zinssätzen profitieren, da ihre monatlichen Belastungen sinken.
Fredy Hasenmaile von Raiffeisen Schweiz betont jedoch, dass der Zinsvorteil bei langfristigen Festhypotheken gegenüber SARON-Hypotheken schrumpft.
Stabilisierung der Mietpreise
Der hypothekarische Referenzzinssatz, welcher als Grundlage für die Mietzinsgestaltung dient, wird ebenfalls durch die Leitzinssenkung beeinflusst. In den letzten Jahren hatte der Anstieg des Referenzzinssatzes zu einem spürbaren Druck auf die Mietpreise geführt. Mit der aktuellen Zinssenkung ist jedoch zu erwarten, dass dieser Druck nachlässt. Mieter könnten von stabilen oder sogar sinkenden Mietpreisen profitieren, was insbesondere in urbanen Zentren wie Zürich, Genf und Basel eine spürbare Entlastung darstellen würde.
Steigende Immobiliennachfrage
Günstigere Finanzierungsmöglichkeiten durch niedrigere Hypothekarzinsen könnten die Attraktivität von Immobilieninvestitionen deutlich erhöhen. Dies könnte zu einer erhöhten Nachfrage nach Wohneigentum führen, insbesondere in gefragten Regionen mit begrenztem Angebot. Die Folge könnte ein erneuter Anstieg der Immobilienpreise sein, was sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich bringt.
Herausforderungen für die SNB
Die Zinssenkung der SNB ist nicht ohne Risiken. Martin Schlegel betonte in einer Pressekonferenz, dass die SNB die Marktentwicklung genau beobachten werde, um rechtzeitig gegenüber einer Überhitzung zu steuern.
Darüber hinaus steht die SNB vor der Herausforderung, ihre geldpolitischen Instrumente effektiv einzusetzen, ohne dabei die Stabilität des Finanzsystems zu gefährden. Dies erfordert eine enge Abstimmung mit anderen Marktteilnehmern und eine klare Kommunikation über die geldpolitische Strategie.
Langfristige Perspektiven
Die SNB hat signalisiert, dass weitere Zinssenkungen möglich sind, sollte dies zur Sicherstellung der Preisstabilität notwendig sein. Dies bedeutet, dass die Zinsen für Hypotheken in naher Zukunft auf einem niedrigen Niveau bleiben könnten. Für den Immobilienmarkt schafft dies zwar Planungssicherheit, birgt jedoch auch das Risiko einer Überbewertung von Immobilien.
Fazit
Die Zinssenkung der SNB unter der neuen Führung von Martin Schlegel stellt einen wichtigen Meilenstein für die Schweizer Geldpolitik dar. Für den Immobilienmarkt ergeben sich daraus zahlreiche Chancen, aber auch Risiken. Sowohl Käufer als auch Investoren sollten die Entwicklung der Zinsen und deren Auswirkungen auf den Markt weiterhin genau beobachten.
Quellen
https://www.cash.ch/news/top-news/das-sagen-experten-zum-unerwarteten-zinsentscheid-der-snb-777598
https://www.srf.ch/news/wirtschaft/geldpolitik-nationalbank-senkt-leitzins-deutlich-auf-0-5-prozent
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